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Low-Code-Entwicklung: Die Revolution der Softwareentwicklung

Geschrieben von Symestic | Apr 4, 2025 9:35:54 AM

Low-Code ist ein moderner Entwicklungsansatz, der die traditionelle Softwareentwicklung grundlegend verändert, indem er die Programmierung durch visuelle und intuitive Werkzeuge zugänglicher macht. Im Manufacturing-Bereich bietet dieser Ansatz besonders wertvolle Lösungen für die effiziente Entwicklung von MES und BDE-Systemen.

Definition

Low-Code bezeichnet eine Methode zur Softwareentwicklung, die durch visuelle Entwicklungsumgebungen, Drag-and-Drop-Funktionalitäten und vorgefertigte Komponenten den Bedarf an traditioneller Programmierung erheblich reduziert. Anstatt komplexen Code Zeile für Zeile zu schreiben, können Anwender mit unterschiedlichem technischen Hintergrund Anwendungen durch grafische Benutzeroberflächen erstellen und anpassen.

 

Entstehung und Entwicklung

Der Begriff "Low-Code" wurde erstmals 2014 von der Analysefirma Forrester Research geprägt und hat sich als Nachfolger von Rapid Application Development (RAD) und Programmiersprachen der vierten Generation etabliert. Was als Nischenlösung begann, hat sich zu einem zentralen Element der digitalen Transformation entwickelt.

Kernmerkmale von Low-Code-Plattformen

  1. Visuelle Entwicklungsumgebung: Modellgetriebene Entwicklung mit grafischen Oberflächen und intuitiven Designwerkzeugen
  2. Vorgefertigte Komponenten: Wiederverwendbare Module, Templates und Funktionsblöcke, die ohne Programmierung implementiert werden können
  3. Integrierte Konnektoren: Standardisierte Schnittstellen zu Datenbanken, APIs und Drittsystemen
  4. Cross-Platform-Fähigkeit: Entwicklung für verschiedene Zielplattformen (Web, Mobile, Desktop) innerhalb derselben Umgebung
  5. Lebenszyklusmanagement: Unterstützung des gesamten Anwendungslebenszyklus von der Entwicklung über die Bereitstellung bis zur Wartung

Low-Code vs. No-Code vs. Pro-Code

  • Low-Code: Reduziert den Programmieraufwand erheblich, erlaubt aber weiterhin manuelle Codeanpassungen für spezifische Anforderungen
  • No-Code: Eliminiert die Notwendigkeit manueller Programmierung vollständig, jedoch auf Kosten der Flexibilität
  • Pro-Code: Traditionelle Entwicklung mit vollständiger Programmierung, bietet maximale Kontrolle aber erfordert spezialisierte Fachkenntnisse

Low-Code positioniert sich als idealer Mittelweg zwischen der Einfachheit von No-Code und der Flexibilität von Pro-Code-Ansätzen.

Einsatzbereiche im Manufacturing

Im Fertigungsumfeld bietet Low-Code besondere Vorteile:

  • MES-Anpassung: Schnelle Implementierung und Anpassung von Manufacturing Execution Systems ohne umfangreiche Programmierung
  • BDE-Lösungen: Effiziente Erstellung von Betriebsdatenerfassungssystemen mit direkter Anbindung an Maschinen und ERP-Systeme
  • Prozessautomatisierung: Digitalisierung und Automatisierung von Fertigungsprozessen durch visuelle Workflows
  • Cloud-native Integrationen: Nahtlose Verbindung von Shopfloor-Systemen mit Cloud-Infrastrukturen
  • IoT-Anwendungen: Einfachere Implementierung von IoT-Lösungen zur Maschinenüberwachung und Datenerfassung

 

Vorteile

  1. Beschleunigte Entwicklung: Reduzierung der Entwicklungszeit um bis zu 80% gegenüber traditioneller Programmierung
  2. Citizen Development: Ermächtigung von Fachabteilungen, eigene Anwendungen ohne umfassende IT-Kenntnisse zu entwickeln
  3. Ressourceneffizienz: Überbrückung des IT-Fachkräftemangels durch Demokratisierung der Entwicklung
  4. Agilität: Schnellere Anpassung an sich ändernde Geschäftsanforderungen und regulatorische Vorgaben
  5. Standardisierung: Höhere Konsistenz durch vorgefertigte Komponenten und einheitliche Designprinzipien

Herausforderungen

  1. Governance: Risiko unkontrollierter "Schatten-IT" ohne angemessene Governance-Strategien
  2. Skalierbarkeit: Mögliche Einschränkungen bei hochkomplexen oder sehr performancekritischen Anwendungen
  3. Vendor Lock-in: Abhängigkeit von spezifischen Plattformanbietern und deren Technologiestack
  4. Sicherheitsaspekte: Notwendigkeit strenger Sicherheitsrichtlinien bei der Nutzung durch nicht-IT-Experten
  5. Wartbarkeit: Langfristige Wartung von Anwendungen, die von Fachbereichsmitarbeitern entwickelt wurden

Marktentwicklung und Zukunftsperspektive

Der Low-Code-Markt wächst rasant. Laut Gartner werden bis 2024 rund 65% aller Anwendungsentwicklungsaktivitäten auf Low-Code-Plattformen stattfinden. Forrester prognostiziert ein Marktvolumen von über 21 Milliarden US-Dollar bis 2022.

In der Fertigungsindustrie zeichnet sich ein klarer Trend zu hybriden Entwicklungsansätzen ab, bei denen Low-Code-Plattformen mit traditioneller Entwicklung koexistieren. Cloud-native Low-Code-Plattformen gewinnen dabei besonders an Bedeutung für die digitale Transformation im Manufacturing-Bereich.

 

Fazit

Low-Code-Entwicklung repräsentiert eine fundamentale Veränderung in der Art und Weise, wie Unternehmen Softwarelösungen konzipieren und umsetzen. Besonders im Manufacturing-Umfeld, wo die Integration verschiedener Systeme und die schnelle Digitalisierung von Prozessen entscheidend sind, bietet Low-Code erhebliche Vorteile.

Während es nicht alle Aspekte der traditionellen Softwareentwicklung ersetzen wird, stellt Low-Code eine wertvolle Ergänzung dar, die Unternehmen hilft, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren und die digitale Transformation voranzutreiben – auch und gerade in ressourcenbeschränkten Umgebungen.