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MES und Cyber Security

Geschrieben von Uwe Kobbert | Feb 22, 2024 1:14:48 PM

Einleitung

Cyber Security ist heute mehr als nur ein Schlagwort – es ist eine unausweichliche Notwendigkeit für den Schutz in der modernen industriellen Landschaft. Für produzierende Unternehmen hat sich die digitale Transformation als zweischneidiges Schwert erwiesen. Einerseits bietet sie immense Möglichkeiten zur Steigerung der Effizienz und Automatisierung. Andererseits hat sie eine Vielzahl von Risiken und Bedrohungen mit sich gebracht, die das Potenzial haben, die gesamte Betriebsabläufe zu lähmen.

In unserem Artikel zu MES und Cyber Security zielen wir darauf ab, die kritische Bedeutung von Cybersicherheit (Cyber Security) in Manufacturing Execution Systems (MES) zu untersuchen. Wir betrachten dabei insbesondere die unterschiedlichen Aspekte die bei traditioneller On-Premises MES-Architekturen und modernen Cloud-nativen MES-Produkten ausschlaggebend sind.

Angesichts der jüngsten Vorfälle und deren gravierenden Auswirkungen auf die produzierende Industrie werden wir beleuchten, wie Unternehmen ihre kritischen Infrastrukturen schützen können. Der Vergleich dieser beiden Ansätze bietet nicht nur Einblick in ihre jeweiligen Sicherheitsfeatures und -risiken, sondern auch praktische Erkenntnisse darüber, wie Unternehmen ihre Abwehrstrategien gegen die sich ständig weiterentwickelnden Cyber-Bedrohungen stärken können.


Cyber-Angriffe in der Fertigungsbranche

In den letzten Jahren haben Cyber-Angriffe in der Fertigungsbranche signifikant zugenommen, wobei die Taktiken der Angreifer immer ausgefeilter werden. Von Ransomware, die ganze Produktionslinien stilllegt, bis hin zu ausgeklügelten Phishing-Angriffen, die gezielt hochsensible Unternehmensdaten abgreifen – die Bedrohungen sind real und kostspielig.

Kosten eines Cyber Security-Vorfalls

Die Kosten eines Cyber Security-Vorfalls können je nach Schwere des Vorfalls und der Größe der betroffenen Organisation erheblich variieren. Zu den direkten und indirekten Kosten gehören:

  • Wiederherstellung und Reparatur: Kosten für die Wiederherstellung kompromittierter Systeme und Daten.
  • Rechtskosten: Kosten für rechtliche Auseinandersetzungen, die aus dem Vorfall resultieren könnten.
  • Strafen und Bußgelder: Mögliche Strafen im Zusammenhang mit Datenschutzverletzungen.
  • Reputationsverlust: Langfristiger Schaden für die Marke und das Vertrauen der Kunden.
  • Geschäftsunterbrechung: Verluste durch Betriebsunterbrechungen und -verzögerungen.

Im Jahr 2023 erreichten die globalen Kosten durch Cyber-Kriminalität schätzungsweise über 6 Billionen US-Dollar, eine Verdoppelung der Summe seit 2015. Diese alarmierenden Zahlen unterstreichen die wachsende Bedrohung, die Cyber-Angriffe für Unternehmen jeder Größe und Branche darstellen.

Speziell in produzierenden Unternehmen, die zunehmend digitalisieren, sind die Risiken und die potenziellen Schäden durch solche Angriffe besonders hoch. Berichte zeigen, dass fast 40% der Industrieunternehmen in den letzten Jahren Opfer von Cyber-Angriffen wurden, wobei die durchschnittlichen Kosten eines einzigen Sicherheitsvorfalls auf über 5 Millionen US-Dollar geschätzt werden.

Diese Statistiken verdeutlichen nicht nur die finanziellen Einbußen, die mit Cyber-Angriffen verbunden sind, sondern auch die langfristigen Auswirkungen auf das Geschäftsvertrauen, die Kundenbeziehungen und die Marktposition. In diesem Kontext wird die Cyber-Security nicht nur zu einer technischen Notwendigkeit, sondern zu einem zentralen Bestandteil der strategischen Unternehmensführung, besonders wenn es um die Implementierung und das Management von Manufacturing Execution Systems (MES) geht.

 

Teil I: On-Premises MES-Lösungen

1. Definition und allgemeine Merkmale von On-Premises MES

Ein On-Premises Manufacturing Execution System (MES) ist eine Softwarelösung, die lokal auf den Servern und Computern eines produzierenden Unternehmens installiert wird. Diese Systeme sind darauf ausgelegt, alle Aspekte der Produktionsprozesse zu überwachen und zu steuern – ggf. vom Rohmaterial über die Produktionsplanung bis hin zur Qualitätssicherung und Auslieferung. On-Premises MES bieten Unternehmen volle Kontrolle über ihre Daten und Prozesse, allerdings auf Kosten der eigenen Wartung und Verwaltung der IT-Infrastruktur.

2. Verantwortlichkeiten für den Betrieb

  • Installation und Wartung der Hardware
    Unternehmen müssen die erforderliche Hardware beschaffen, installieren und warten, was hohe initiale Investitionen und fortlaufende Kosten für Hardware-Updates erfordert.

  • Aktualisierung und Management der Software
    Die Softwareaktualisierung bleibt in der Verantwortung des Unternehmens, einschließlich des Patch-Managements und der Sicherstellung, dass alle Systeme auf dem neuesten Stand sind.

  • Sicherung der Datenintegrität und -verfügbarkeit
    On-Premises Lösungen erfordern robuste Backup- und Disaster-Recovery-Strategien, um Datenverluste bei Hardwareausfällen oder Cyber-Angriffen zu vermeiden.

3. Sicherheitsaspekte

  • Physische Sicherheitsmaßnahmen
    Der physische Zugang zu den Serverräumen muss streng kontrolliert werden, um unbefugten Zugriff zu verhindern. Dazu gehören Sicherheitsschlösser, Überwachungskameras und Zugangskontrollsysteme.

  • Netzwerksicherheit und Zugriffskontrolle
    Netzwerksicherheitsmaßnahmen wie Firewalls, Intrusion Detection Systeme (IDS) und regelmäßige Sicherheitsaudits sind entscheidend, um das Netzwerk vor externen und internen Bedrohungen zu schützen. Die Zugriffskontrolle auf Systemebene muss ebenfalls streng geregelt werden, um sicherzustellen, dass nur autorisiertes Personal Zugang zu sensiblen Daten und Steuerungsfunktionen hat.

  • Sicherheitsrisiken und gängige Sicherheitsbedrohungen
    On-Premises Systeme sind anfällig für eine Vielzahl von Bedrohungen, einschließlich Malware, Ransomware, Phishing und mehr. Das Fehlen von externer Überwachung und die Notwendigkeit, Sicherheitsmaßnahmen intern zu verwalten, erhöhen das Risiko.

  • Maßnahmen zur Vorbeugung und Reaktion auf Sicherheitsvorfälle
    Es ist entscheidend, dass Unternehmen einen vordefinierten Incident Response Plan haben, der sofort aktiviert wird, wenn ein Sicherheitsvorfall entdeckt wird. Dies sollte regelmäßige Sicherheitstrainings für Mitarbeiter umfassen, um sie über die neuesten Cyber-Bedrohungstaktiken aufzuklären und wie sie diese erkennen und melden können.

On-Premises MES-Lösungen bieten zwar eine hohe Kontrolle und Anpassbarkeit, erfordern jedoch erhebliche Investitionen in physische und netzwerktechnische Sicherheitsmaßnahmen sowie in die fortlaufende Wartung der Systeme.

Unternehmen müssen diese Kosten und Aufwände gegen die Vorteile der vollständigen Kontrolle über ihre Systeme abwägen und eine umfassende Sicherheitsstrategie entwickeln, um sich gegen die steigende Anzahl und Komplexität von Cyber-Bedrohungen zu schützen.

 

Teil II: Cloud-Native MES auf Basis von Microsoft Azure

1. Definition und Charakteristika von Cloud-Native MES

Cloud-native MES-Lösungen nutzen die Skalierbarkeit und Flexibilität der Cloud-Infrastruktur, um die Anforderungen moderner Fertigungsprozesse zu erfüllen. Diese Systeme werden direkt über das Internet bereitgestellt und verwaltet, wodurch die Notwendigkeit entfällt, eigene physische Server und Infrastrukturen zu unterhalten. Microsoft Azure bietet eine robuste Plattform, die nicht nur hohe Verfügbarkeit und Skalierbarkeit gewährleistet, sondern auch fortschrittliche Sicherheitsfeatures integriert.

2. Verantwortlichkeiten für den Betrieb

  • Rolle von Microsoft Azure im Hosting und Betrieb
    Azure übernimmt die gesamte Hardwarewartung, die Skalierung der Ressourcen nach Bedarf und gewährleistet eine hohe Verfügbarkeit der Dienste.

  • Automatisierte Updates und Patch-Management durch Microsoft
    Die Aktualisierung von Software und Sicherheitspatches wird von Microsoft automatisch durchgeführt, was die Last von den IT-Abteilungen der Unternehmen nimmt und hilft, Sicherheitslücken schnell zu schließen.

  • Skalierbarkeit und Flexibilität der Cloud-Ressourcen
    Unternehmen können ihre MES-Kapazitäten leicht an veränderte Anforderungen anpassen, ohne in neue Hardware investieren zu müssen.

3. Sicherheitsaspekte

  • Überblick über die von Microsoft bereitgestellten Sicherheitsfeatures
    Microsoft Azure bietet eine Vielzahl von Sicherheitstools und -diensten, wie Azure Security Center, Azure Firewall und Azure Identity and Access Management, die eine umfassende Sicherheitsüberwachung und -verwaltung ermöglichen.

  • Datenverschlüsselung, sowohl bei Übertragung als auch im Ruhezustand
    Azure sorgt für die Verschlüsselung aller Daten, die gesendet und gespeichert werden, was den Datenschutz erheblich verbessert.

  • Identitäts- und Zugriffsmanagement durch Azure Active Directory
    Azure AD bietet fortgeschrittene Identitätsverwaltungsdienste, einschließlich Multi-Factor Authentication und Conditional Access Policies, die sicherstellen, dass nur autorisierte Nutzer Zugang zu den Systemen haben.

  • Compliance und Zertifizierungen relevant für Industrie-Standards
    Microsoft Azure entspricht einer breiten Palette von internationalen und branchenspezifischen Compliance-Standards, was zusätzliches Vertrauen in die Sicherheit der Plattform schafft.

 

Cloud-native MES-Lösungen auf Basis von Microsoft Azure bieten eine attraktive Alternative zu On-Premises Systemen, besonders für Unternehmen, die sich agile und leicht skalierbare Lösungen wünschen, ohne die Last und die Kosten der eigenen IT-Infrastruktur tragen zu müssen.

Durch die Auslagerung der meisten Betriebs- und Sicherheitsmanagementaufgaben an Microsoft können sich Unternehmen stärker auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren. Diese Lösungen reduzieren nicht nur die Gesamtbetriebskosten, sondern verbessern auch die Sicherheitspostur durch die Nutzung fortschrittlicher Sicherheitstechnologien und Compliance-Standards, die durch Microsoft bereitgestellt werden.

 

Teil III: Vergleichende Analyse

1. Betriebsmodell-Vergleich

Kosten

  • On-Premises: Erhebliche initiale Investitionen für Hardware und Software sind notwendig. Zudem fallen kontinuierliche Kosten für Wartung, Updates und Energieverbrauch an.
  • Cloud-Native: Typischerweise basieren Kosten auf einem Abonnementmodell, das mit der Nutzung skaliert. Weniger Kapitalaufwand upfront und potenziell geringere Gesamtbetriebskosten durch Outsourcing des IT-Managements.

Komplexität des Betriebs und erforderliches Fachwissen

  • On-Premises: Erfordert umfassendes IT-Fachwissen im Unternehmen für Installation, Wartung und Sicherheit der Systeme.
  • Cloud-Native: Der Großteil der technischen Komplexität wird von Microsoft Azure übernommen, was die Anforderungen an internes IT-Fachwissen reduziert.

Reaktionsfähigkeit auf technologische Veränderungen und Bedrohungen

  • On-Premises: Das Unternehmen ist selbst für die Implementierung neuer Technologien und Sicherheitsupdates verantwortlich, was zu Verzögerungen führen kann.
  • Cloud-Native: Schnelle Integration neuer Features und Sicherheitspatches durch den Cloud-Anbieter, was eine agile Anpassung an neue Technologien und Bedrohungen ermöglicht.

2. Sicherheitsvergleich

Bewertung der Sicherheitsniveaus

  • On-Premises: Hohes Sicherheitsniveau möglich, jedoch stark abhängig von den Ressourcen und der Expertise des Unternehmens. Das Risiko menschlicher Fehler bleibt eine Herausforderung.
  • Cloud-Native: Generell hohe Sicherheitsstandards durch den Cloud-Anbieter, untermauert durch ständige Updates und fortschrittliche Sicherheitstechnologien.

Analyse der Abhängigkeit von externen vs. internen Ressourcen

  • On-Premises: Vollständige Abhängigkeit von internen Ressourcen und Kapazitäten zur Gewährleistung der Sicherheit und des Betriebs.
  • Cloud-Native: Abhängigkeit von der Sicherheit und Verfügbarkeit der Dienste des Cloud-Anbieters, was sowohl ein Vorteil als auch ein Risiko sein kann, insbesondere bei Dienstausfällen oder Datenpannen.


Diskussion von Datenschutzaspekten in beiden Modellen

  • On-Premises: Potenziell höhere Kontrolle über den Datenschutz, da alle Daten lokal gespeichert werden.
  • Cloud-Native: Erfordert Vertrauen in den Cloud-Anbieter hinsichtlich der Einhaltung von Datenschutzgesetzen und -standards, bietet jedoch auch Zugang zu fortschrittlichen Sicherheits- und Compliance-Tools.

Die Wahl zwischen einem On-Premises und einem Cloud-Native MES sollte basierend auf einer gründlichen Bewertung der spezifischen Bedürfnisse und Ressourcen eines Unternehmens getroffen werden. Während On-Premises Lösungen Unternehmen (theoretisch) maximale Kontrolle bieten, ermöglichen Cloud-Native Lösungen eine größere Flexibilität und Kostenkontrolle sowie Zugang zu neuesten Technologien und Sicherheitsmaßnahmen.

In einer Zeit, in der Cyber-Bedrohungen stetig wachsen und komplexer werden, könnte die Entscheidung für ein Cloud-basiertes System vielen Unternehmen helfen, ihre Sicherheit zu verbessern und gleichzeitig effizienter zu arbeiten.

 

Fazit

In einer Welt, die zunehmend von digitaler Technologie abhängt, ist die richtige Wahl eines Manufacturing Execution Systems (MES) entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit eines produzierenden Unternehmens. Wie wir gesehen haben, bietet jedes Modell – On-Premises und Cloud-Native – spezifische Vorteile und Herausforderungen. Jedoch hat die Analyse gezeigt, dass insbesondere die Cloud-Native MES-Lösung, basierend auf Microsoft Azure, in vielen Aspekten einen entscheidenden Vorteil bietet.

Erstens, die Cloud-Native Lösung minimiert die Betriebskosten und Komplexität, die mit dem Eigentum und der Wartung eigener IT-Infrastrukturen verbunden sind. Unternehmen profitieren von der Kostenstruktur eines Abonnementmodells, das Skalierbarkeit ohne vorherige hohe Kapitalinvestitionen ermöglicht. Dies führt zu einer effizienteren Ressourcennutzung und ermöglicht es Unternehmen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren, anstatt wertvolle Ressourcen für die Wartung der IT-Infrastruktur aufzuwenden.

Zweitens bietet die Cloud-native Plattform von Microsoft Azure eine umfassende Sicherheitsarchitektur, die ständig aktualisiert und durch Microsofts umfangreiche Investitionen in Cyber Security gestärkt wird. Dieses Modell gewährleistet nicht nur eine hohe Datensicherheit durch fortschrittliche Verschlüsselungstechnologien und umfassende Zugriffskontrollen, sondern bietet auch eine robuste Compliance mit globalen Datenschutzstandards, die für produzierende Unternehmen von entscheidender Bedeutung sind.

Drittens ist die Agilität, die Cloud-Native Systeme bieten, in der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt unerlässlich. Unternehmen können schnell auf Marktveränderungen reagieren, Kapazitäten nahtlos erweitern oder reduzieren und von den neuesten Innovationen profitieren, ohne zeitaufwendige und kostspielige Upgrades ihrer Systeme durchführen zu müssen.

Während On-Premises MES eine solide Option für bestimmte Organisationen darstellt, die spezielle Anforderungen haben oder die volle Kontrolle über ihre Systeme wünschen, erscheint die Cloud-Native MES-Lösung auf Basis von Microsoft Azure als die zukunftssichere Wahl.

Sie bietet eine Kombination aus Flexibilität, Kostenkontrolle und erstklassiger Sicherheit, die sie besonders attraktiv für produzierende Unternehmen macht, die nach effizienten, skalierbaren und sicheren Produktionslösungen streben. In einer Zeit, in der Cyber Bedrohungen eine ständige und wachsende Herausforderung darstellen, stellt die Wahl eines Cloud-Native MES eine strategische Entscheidung dar, die Unternehmen nicht nur hilft, ihre aktuelle Sicherheitslage zu verbessern, sondern auch eine nachhaltige Zukunft in der digitalen Welt sicherzustellen.

Neben MES spielen auch ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) eine zentrale Rolle in der digitalen Transformation und tragen entscheidend zur Integration und Optimierung betrieblicher Prozesse bei.

 

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